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Beerenauslese – Der flüssige Goldschatz: Die Entstehung, Besonderheiten und weltweite Bedeutung dieses edelsüßen Weins

Geschrieben von Daniel Melzer

Beerenauslese – Der flüssige Goldschatz: Die Entstehung, Besonderheiten und weltweite Bedeutung dieses edelsüßen Weins

Wenn es um edelsüße Weine geht, gibt es kaum eine Kategorie, die so viel Aufmerksamkeit verdient wie die Beerenauslese. Dieser exklusive Tropfen steht für Handwerkskunst, Geduld und natürliche Perfektion. Doch was macht Beerenauslese so besonders? Warum ist sie oft teurer als andere Weine? Und was hat es mit der berühmten Edelfäule auf sich?

Foto von Alessandra Caretto auf Unsplash

Die Entstehung und geschichtliche Entwicklung der Beerenauslese – Von der Entdeckung zur Weinlegende

Die Geschichte der Beerenauslese reicht viele Jahrhunderte zurück. Schon im Mittelalter entdeckten Winzer, dass spät gelesene, edelfaule Trauben außergewöhnlich süße und aromatische Weine ergaben. Die erste dokumentierte Beerenauslese stammt aus dem Jahr 1775 aus dem Schloss Johannisberg im Rheingau.

Der Legende nach erreichte der Kurier, der die Leseerlaubnis des Fürstabts überbringen sollte, das Weingut mit großer Verspätung. In der Zwischenzeit hatten die Trauben begonnen, zu schrumpfen und von Edelfäule befallen zu werden. Anstatt sie wegzuwerfen, entschieden sich die Winzer, sie dennoch zu keltern – das Ergebnis war ein Wein von unglaublicher Süße und Komplexität. Damit war die Beerenauslese geboren.

Heute wird Beerenauslese in mehreren Regionen der Welt produziert, allerdings nur unter optimalen klimatischen Bedingungen.

Bedeutende Anbaugebiete für Beerenauslese in Deutschland – Wo die besten edelsüßen Weine entstehen

Deutschland ist bekannt für seine hochwertigen Prädikatsweine, und einige der besten Beerenauslesen der Welt stammen von hier. Besonders drei Regionen stechen hervor:

Rheingau – Die Wiege der edelsüßen Weine

Der Rheingau gehört zu den traditionsreichsten deutschen Weinregionen. Durch seine klimatischen Bedingungen – kühle Nächte und warme Herbsttage – eignet sich die Region hervorragend für die Entwicklung der Edelfäule. Weine aus dieser Region sind für ihre feine Balance zwischen Säure und Süße bekannt, was ihnen eine außergewöhnliche Eleganz verleiht.

Mosel – Feinste Struktur und Eleganz

Die Mosel ist weltweit berühmt für ihre Riesling-Weine, die sich besonders gut für edelsüße Varianten eignen. Die steilen Schieferhänge entlang der Mosel speichern tagsüber Wärme und sorgen für eine langsame, gleichmäßige Reifung der Trauben. Dadurch entstehen Beerenauslesen mit einer unglaublichen aromatischen Tiefe und lebendiger Säure.

Rheinhessen – Die Heimat unseres "Sweety"

Rheinhessen ist das größte deutsche Weinanbaugebiet und bietet eine beeindruckende Vielfalt an Weinen. Hier entsteht auch unser "Sweety", eine besonders zugängliche und harmonische Beerenauslese, die durch ihre fruchtige Süße und feine Frische begeistert. Durch das gemäßigte Klima und die abwechslungsreichen Böden gedeihen hier edelfaule Trauben mit intensiven Aromen und einem ausgewogenen Säurespiel.

Foto von Manuel Venturini auf Unsplash

Welche Rebsorten eignen sich besonders gut für eine hochwertige Beerenauslese?

Nicht jede Rebsorte eignet sich für die Herstellung einer Beerenauslese. Besonders wichtig ist, dass die Trauben eine lange Reifezeit benötigen und anfällig für die Edelfäule sind, um den gewünschten hohen Zuckergehalt und die typischen Aromen zu entwickeln. Zu den besten Rebsorten für eine hochwertige Beerenauslese zählen:

  • Riesling – Die beliebteste und beste Wahl in Deutschland, da sie durch ihre hohe Säure den süßen Charakter perfekt ausbalanciert.
  • Gewürztraminer – Liefert intensive blumige und exotische Aromen, die edelsüßen Weinen eine besondere Tiefe verleihen.
  • Scheurebe – Eine aromatische Rebsorte, die Beerenauslesen mit feinen Fruchtnoten und einer angenehmen Säurestruktur bereichert.
  • Furmint – Die Hauptrebsorte des ungarischen Tokajer, bekannt für ihre außergewöhnliche Süße und Komplexität.

Was ist Beerenauslese? – Definition, Unterschiede mit und ohne Edelfäule und ihre Bedeutung für Winzer

Die Beerenauslese gehört zur Kategorie der Prädikatsweine und ist eine der edelsten Varianten des deutschen Weins. Der Name verrät bereits viel: Die Trauben werden nicht einfach geerntet, sondern sorgfältig ausgelesen. Dabei handelt es sich um einzeln von Hand gelesene, rosinierte und edelfaule Beeren, die eine extreme Konzentration an Süße und Aromen aufweisen.

Ein entscheidender Faktor für die Qualität dieser Weine ist das Mostgewicht, welches in Grad Oechsle gemessen wird. Most ist der frisch gepresste Traubensaft, der noch alle natürlichen Bestandteile enthält, bevor er vergoren wird. Der Oechsle-Wert gibt an, wie viel Zucker sich in der Flüssigkeit befindet. Zum Vergleich: Ein normaler trockener Weißwein hat oft um die 80 Grad Oechsle, während Beerenauslesen je nach Region zwischen 110 und 128 Grad Oechsle erreichen. Dies bedeutet, dass der Zuckergehalt so hoch ist, dass viele Hefen die Gärung vorzeitig stoppen, weshalb Beerenauslesen immer eine natürliche Restsüße behalten.

Beerenauslesen mit und ohne Edelfäule – Einfluss auf Qualität und Produktion

Während die meisten Beerenauslesen durch Edelfäule (Botrytis cinerea) geprägt sind, gibt es auch Beerenauslesen, die ohne diesen Pilz hergestellt werden. Der Hauptunterschied liegt in der Konzentration der Aromen und der Textur des Weins:

  • Mit Edelfäule: Die Beeren verlieren durch den Pilz Wasser, wodurch Zucker und Extrakte stark konzentriert werden. Diese Weine haben meist Noten von Honig, Karamell und getrockneten Früchten, eine cremige Textur und eine unglaubliche Tiefe.
  • Ohne Edelfäule: Hier werden rosinenartige, überreife Beeren selektiert, die durch natürliche Trocknung am Rebstock entstanden sind. Diese Weine sind ebenfalls süß, aber oft fruchtbetonter und etwas weniger komplex als ihre von Edelfäule geprägten Pendants.

Für Winzer bedeutet dies eine grundlegende Entscheidung in der Produktion. Während Edelfäule eine gewisse Feuchtigkeit und günstige klimatische Bedingungen erfordert, müssen Winzer bei einer Beerenauslese ohne Edelfäule die Trauben deutlich länger am Rebstock belassen. Dies erhöht das Risiko von Witterungsschäden, Vogelfraß und (nicht edler) Fäulnis.

Zudem stellt die Lese der edelfaulen Beeren eine besondere Herausforderung dar: Da nicht jede Beere gleichmäßig befallen wird, müssen Winzer sie selektiv und mühsam von Hand ernten. Dieser aufwendige Prozess führt dazu, dass Beerenauslesen mit Edelfäule seltener und meist teurer sind als jene ohne. Dennoch kann eine Beerenauslese ohne Edelfäule eine hochwertige Alternative sein, da sie oft ein klareres Fruchtprofil bietet und weniger von den typischen Botrytis-Aromen geprägt ist.

Was genau macht eine Beerenauslese anders als eine Spätlese oder Auslese?

Beerenauslese, Spätlese und Auslese gehören alle zur Familie der Prädikatsweine, unterscheiden sich jedoch stark in ihrer Herstellung und ihrem Charakter:

  • Spätlese – Die Trauben werden später als die reguläre Lese geerntet, wodurch sie mehr Zucker und Aroma entwickeln. Sie kann sowohl trocken als auch süß ausgebaut werden.
  • Auslese – Die Trauben werden selektiv ausgelesen, um nur besonders reife und teilweise edelfaule Beeren zu verwenden. Der Wein ist meist süß und konzentrierter als eine Spätlese.
  • Beerenauslese – Eine noch strengere Selektion der Trauben, bei der nur vollständig von Edelfäule befallene, eingeschrumpfte Beeren verwendet werden. Der Zucker- und Extraktgehalt ist erheblich höher, wodurch die Beerenauslese einen intensiven, honigsüßen Charakter erhält.

Während eine Spätlese noch als Tischwein genossen werden kann, sind Beerenauslesen wahre Raritäten und oft für den besonderen Genuss gedacht.

Beerenauslese vs. Trockenbeerenauslese vs. Eiswein – Wo liegt der Unterschied?

(Man könnte meinen es jetzt schon kompliziert genug)

Beerenauslese, Trockenbeerenauslese (TBA) und Eiswein sind drei der edelsten Prädikatsweine, unterscheiden sich jedoch erheblich in ihrer Herstellung und ihrem Charakter:

  • Beerenauslese – Wird aus überreifen oder edelfaulen Beeren gewonnen, die selektiv geerntet werden. Der Wein ist süß, komplex und oft von Honig- und Trockenfruchtnoten geprägt.
  • Trockenbeerenauslese (TBA) – Eine noch konzentriertere Version, bei der fast vollständig eingetrocknete, rosinenartige Beeren verwendet werden. Diese Weine sind extrem süß, viskos und zeichnen sich durch eine enorme Aromadichte aus.
  • Eiswein – Hierbei werden gefrorene Trauben geerntet und gepresst, sodass nur das konzentrierte Zucker- und Säurehaltige Most gewonnen wird. Im Gegensatz zu Beerenauslese und TBA kommt hier keine Edelfäule zum Einsatz. Das Ergebnis ist ein hochsäurebetonter, fruchtiger Süßwein mit intensiver Frische.
Foto von Thomas Schaefer auf Unsplash

Beerenauslesen rund um die Welt – Die besten Anbaugebiete für edelsüße Meisterwerke

Auch außerhalb Deutschlands gibt es bemerkenswerte Regionen, in denen edelsüße Weine nach dem Prinzip der Beerenauslese hergestellt werden:

Frankreich: Sauternes – Die Königin der edelsüßen Weine

Das französische Anbaugebiet Sauternes, im Bordeaux-Gebiet gelegen, produziert einige der berühmtesten süßen Weine der Welt. Hier sorgt die Nähe zur Garonne für ein feuchtes Mikroklima, das die Entwicklung der Edelfäule ideal begünstigt. Besonders bekannt ist das Weingut Château d'Yquem, dessen Weine als Inbegriff der Perfektion gelten. Sauternes-Weine haben eine intensive Aromatik von Honig, getrockneten Früchten und karamellisierten Noten.

Ein Wein aus Château d'Yquem kann je nach Jahrgang und Reifezeit zwischen mehreren hundert und mehreren tausend Euro kosten. Besonders alte oder seltene Jahrgänge können sogar Preise von über 10.000 Euro pro Flasche erzielen. Diese Exklusivität macht Château d'Yquem zu einer der begehrtesten Adressen für Sammler und Liebhaber edelsüßer Weine.

Ein hervorragendes Beispiel für einen zugänglicheren Sauternes ist unser Château le Juge. Dieser edelsüße Wein überzeugt mit einer perfekten Balance aus Süße und Frische, kombiniert mit Aromen von Honig, Aprikose und einem Hauch von Vanille. Er bietet ein ausgezeichnetes Preis-Leistungs-Verhältnis für Liebhaber edelsüßer Tropfen, die sich dem Sauternes-Genuss annähern möchten.

Ungarn: Tokajer Aszú – Das goldene Erbe

In Ungarn ist der Tokajer Aszú die Antwort auf Beerenauslese. Hier werden edelfaule Trauben zu einer Paste verarbeitet und anschließend mit trockenem Wein verschnitten, wodurch hochkonzentrierte Süßweine mit intensiven Honig- und Aprikosennoten entstehen. Tokaj war der erste Wein, der offiziell durch ein Klassifikationssystem eingestuft wurde.

Kanada: Edelsüße Weine neben dem Eiswein

Kanada ist vor allem für seinen berühmten Eiswein bekannt, produziert aber auch Beerenauslesen, wenn die klimatischen Bedingungen es zulassen. Hier werden Trauben häufig mit minimalem Botrytiseinfluss gelesen, sodass die Süße von Natur aus konzentriert wird.

Die perfekte Speisenbegleitung – Wann und wozu passt eine Beerenauslese am besten?

Eine Beerenauslese ist ein äußerst vielseitiger Wein, der sich ideal für besondere Anlässe eignet. Aufgrund ihrer ausgeprägten Süße und intensiven Aromen harmoniert sie besonders gut mit gehaltvollen Speisen und kann verschiedene Funktionen in einem Menü übernehmen.

Beerenauslese eignet sich hervorragend als Aperitif, um eine Mahlzeit mit einem eleganten, aromatischen Auftakt zu beginnen. Ihre fruchtigen und honigsüßen Noten regen den Gaumen an und bereiten auf die folgenden Gänge vor.

Als Begleiter zu herzhaften Speisen kann eine Beerenauslese besonders gut mit kontrastreichen Gerichten kombiniert werden. Die Kombination mit herzhaft-würzigen oder leicht salzigen Speisen sorgt für ein spannendes Wechselspiel zwischen Süße und Würze, das den Geschmack des Weins noch weiter betont.

Beim Dessert spielt die Beerenauslese eine besonders wichtige Rolle. Ihre konzentrierte Süße und feine Säure machen sie zu einem idealen Partner für süße Speisen. Hier sollte jedoch darauf geachtet werden, dass das Dessert nicht süßer ist als der Wein, um ein harmonisches Geschmackserlebnis zu gewährleisten.

Auch als Solist kann eine Beerenauslese hervorragend genossen werden. Wer sie ohne Begleitung trinkt, kann die vollen Aromen von Honig, Aprikose und kandierten Früchten in ihrer reinsten Form erleben.

Foto von Rames Quinerie auf Unsplash

Foto eines schwarz-weißen Hundes (Das Foto hat eigentlich nicht so viel mit dem Thema zu tun, aber ich finde den Hund süß – laut Fotograf wurde das Foto in Sauternes geschossen)

Fazit: Warum eine Beerenauslese ein echtes Juwel für Weinkenner ist

Beerenauslese ist kein Alltagswein – sie ist ein besonderer Genuss für besondere Momente. Ihre edelsüße Eleganz, das perfekte Zusammenspiel aus Frucht, Honig und Säure sowie ihre aufwendige Herstellung machen sie zu einem der faszinierendsten Weine der Welt.

Ob als Begleiter zu besonderen Speisen, als Highlight eines Menüs oder einfach pur genossen – eine gute Beerenauslese bleibt lange im Gedächtnis und kann ein echtes Geschmackserlebnis sein.

Hast du schon einmal eine Beerenauslese probiert? Wenn nicht, wird es Zeit, diesen flüssigen Goldschatz zu entdecken!

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