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Kurz, lang oder kaum da? So beeinflusst der Abgang den Weingenuss

Geschrieben von Daniel Melzer

Kurz, lang oder kaum da? So beeinflusst der Abgang den Weingenuss

Wer schon einmal in Ruhe ein Glas Wein genossen hat, weiß: Der Moment nach dem ersten Schluck ist fast genauso bedeutsam wie das Trinken selbst. Mit Abgang oder im Englischen Finish bezeichnet man in der Fachsprache der Weinkenner das Geschmackserlebnis, das nach dem Schlucken – oder Ausspucken, wie es bei professionellen Verkostungen von manchen "Menschen" gemacht wird  – im Mund zurückbleibt. Ob kurz, lang oder kaum wahrnehmbar: Dieser letzte Eindruck rundet den Gesamteindruck eines Weines ab und kann maßgeblich darüber entscheiden, ob uns ein Wein als harmonisch, komplex oder vielleicht sogar unbefriedigend in Erinnerung bleibt. Doch was genau bewirkt der Abgang, warum ist er so wichtig, und wie unterscheidet er sich bei Rotwein, Weißwein und Champagner? In diesem Beitrag geht Herzblut mich euch auf Entdeckungsreise in die faszinierende Welt des Abgangs und zeigen, warum er den Weingenuss nachhaltig prägt.

Was ist der Abgang oder das „Finish“?

Der Abgang ist das Zusammenspiel von Aromen, Säure, Tanninen und anderen Geschmackskomponenten, die nach dem Schlucken im Mund zurückbleiben. Manchmal spricht man auch vom Nachhall eines Weines. So, wie in der Musik ein Ton langsam verklingt, bleibt auch ein bestimmter „Klang“ im Mundraum bestehen. Dieser Nachhall kann verschiedene Ausprägungen haben. Manche Weine hinterlassen nur einen flüchtigen Hauch, andere wirken beinahe endlos nach. Die Dauer, Intensität und Qualität dieses Nachhalls können viel über den Charakter und die Herkunft des Weines verraten.

Die Intensität des Abgangs hängt stark von der Struktur eines Weines ab. Weine mit ausgeprägtem Körper, komplexen Aromen und einer gut eingebundenen Säure neigen eher zu einem langen Abgang. Schlichtere Weine, die weniger komplex sind, bieten dagegen oft einen kurzen, wenig nachhaltigen Eindruck. Doch kurz bedeutet nicht automatisch schlecht: Ein frisch-fruchtiger Weißwein kann mit einem kurzen, knackigen Abgang genau die richtige Wahl sein, um beispielsweise eine leichte Mahlzeit zu begleiten.

Warum ist der Abgang so wichtig?

Der Abgang ist in vielerlei Hinsicht das, was am Ende in Erinnerung bleibt. Während der erste Schluck oft von Neugier und Vorfreude geprägt ist, entscheidet sich im Abgang, ob sich das Geschmacksbild harmonisch fortsetzt oder plötzlich abreißt. Ist der Abgang harmonisch und angenehm, erinnert sich unser Gaumen an ein positives Erlebnis. Schmeckt er hingegen bitter, unausgewogen oder gar seifig, kann ein ansonsten guter Wein negativ beeinflusst werden.

Für Weinkenner und Sommeliers gilt der Abgang daher als wichtiger Qualitätsindikator. Je länger die Aromen nachhallen, desto hochwertiger wirkt der Wein häufig. Das bedeutet nicht zwingend, dass ein kurzer Abgang zwangsläufig minderwertig ist. Jedoch wird ein langer, gut ausbalancierter Abgang tendenziell mit hoher Komplexität und Reife verbunden.

Abgang bei Rotwein

Unser 2020er Page de La Tour de Bessan   Bild: Daniel Melzer

Rotweine, besonders solche mit intensivem Tanningerüst, können einen sehr ausgeprägten Abgang besitzen. Die Tannine heften sich an Proteine im Mundraum und sorgen für dieses typische, leicht raue Gefühl auf der Zunge und am Gaumen. Bei hochwertigen Rotweinen, zum Beispiel einem samtigen Bordeaux wie unserem Grand Sorillon, kann der Abgang oft noch mehrere Sekunden oder gar Minuten spürbar sein. Dabei entfalten sich gerne Noten von dunklen Früchten, Gewürzen oder sogar Röstaromen, die an Schokolade oder Kaffee erinnern.

Ein langer Abgang bei Rotwein wirkt meist wärmend und voluminös. Er kann leicht bitter sein, wenn die Tannine noch jugendlich oder nicht gut eingebunden sind. Wird der Rotwein jedoch richtig ausgebaut und gelagert, können diese Tannine reifer und angenehmer erscheinen, sodass der Abgang als harmonisch wahrgenommen wird. Wer also einen Rotwein online kaufen möchte und Wert auf langanhaltenden Genuss legt, kann auf entsprechende Verkostungsnotizen achten, um sich einen Eindruck von der Abgangslänge zu verschaffen.

Abgang bei Weißwein

Beim Weißwein ist oft die Säure ein entscheidender Faktor, der den Abgang prägt. Ein frischer Sauvignon Blanc wie unsere Cuvée Lo Pastor (ja es ist DIE Cuvée) kann einen spritzigen, kurzen Abgang haben, der bewusst auf Sommer und Frische abzielt. Das kann genau das Richtige sein, wenn man den Wein als Aperitif oder zu leichten Gerichten servieren möchte.

Bei komplexeren Weißweinen, etwa einem im Holzfass ausgebauten Chardonnay wie einem Chablis Grand Cru oder einem gereiften Riesling aus einer Spätlese, kann sich der Abgang hingegen überaus vielschichtig zeigen. Noten von reifen Früchten, Honig, Mineralität oder sogar nussigen Aromen können langsam verblassen und uns so eine ganze Weile begleiten. Für solche Weine ist der Abgang ein wichtiges Qualitätsmerkmal: Er kann zeigen, wie subtil, breitgefächert und komplex das Aromenspektrum ist. Wenn Sie einen Weißwein kaufen möchten, um ihn zu besonderen Anlässen zu genießen, lohnt es sich durchaus, auf Empfehlungen und Beschreibungen zu achten, die den Abgang hervorheben.

Abgang bei Champagner

Andy mit unserem Bouche Cuvée Champagner Bild: Daniel Melzer

Beim Champagner oder generell bei Schaumweinen wie Prosecco oder Cava, spielt neben der Säure auch die Perlage, also die Kohlensäure, eine große Rolle. Sie transportiert die Aromen und sorgt für ein prickelndes Mundgefühl. Im Abgang eines Champagners können sich zarte Hefenoten (Brioche, Toast) offenbaren, ebenso wie fruchtige oder mineralische Nuancen, die je nach Rebsorte und Ausbau variieren. Ein perfektes Beispiel wäre hierbei unser 2008er Bouche

Ein wirklich hochwertiger Champagner besitzt oft einen eleganten, feinperligen Abgang, der seine Komplexität erst nach und nach freigibt. Die Kohlensäure unterstützt dabei die Wahrnehmung der Aromen. Je länger diese angenehme Spritzigkeit und die damit verbundenen Geschmacksnuancen anhalten, desto eher spricht man von einem exzellenten Schaumwein. In der gehobenen Gastronomie ist es üblich, den Abgang eines Champagners explizit zu beschreiben, weil er viel über dessen Qualität und Reifezustand verrät.

Kurz, lang oder kaum da: Was passt wozu?

Ob ein kurzer oder langer Abgang besser ist, lässt sich nicht pauschal beurteilen. Es hängt vom Anlass, dem Gericht und auch von den persönlichen Vorlieben ab. Ein junger, frischer Weißwein mit knackiger Säure und minimalem Abgang kann perfekt sein, um ein sommerliches Essen zu begleiten, da er nicht zu aufdringlich im Mund bleibt. Ein gehaltvoller Rotwein mit langem, wärmendem Abgang hingegen eignet sich hervorragend zu kräftigen Gerichten oder für gemütliche Abende, an denen man sich ganz auf den Wein konzentrieren möchte.

Beim Kaufen von Weinen online bietet es sich an, die Geschmacksbeschreibungen des jeweiligen Händlers oder Produzenten genau zu studieren. Oft wird dort der Abgang erwähnt und mit Worten wie „kurz“, „mittel“ oder „lang“ beschrieben. Ebenso gibt es Hinweise wie „besonders elegant“ oder „dauerhaft im Mund spürbar“, was auf einen ausgeprägten Abgang schließen lässt.

Welche Faktoren beeinflussen den Abgang?

Neben der Rebsorte, dem Ausbau und dem Alter des Weines spielen auch persönliche Vorlieben und der Kontext eine Rolle. Ein Wein, der auf dem Weingut vielleicht einen etwas zu kräftigen Abgang hatte, kann in einer anderen Umgebung und mit passender Speisebegleitung als deutlich harmonischer empfunden werden. Hier sind einige Einflussfaktoren:

  1. Reifegrad der Traube: Je reifer das Lesegut, desto voller und intensiver können die Aromen sein.
  2. Ausbauart: Stahltank, Holzfass oder Flaschengärung (beim Champagner) – jede Methode bringt andere Nuancen hervor.
  3. Lagerung: Ein Wein, der in der Flasche weiter reift, kann seine Tannine und Säure besser integrieren und so einen weicheren, längeren Abgang entwickeln.
  4. Säuregehalt: Eine lebhafte Säure kann den Wein frisch und fruchtbetont wirken lassen, beim Abgang jedoch auch dominanter hervortreten.
  5. Tanningehalt (bei Rotwein): Tannine wirken auf das Mundgefühl und können den Abgang verlängern, sofern sie gut eingebunden sind.

Tipps für den perfekten Genuss

Um den Abgang optimal wahrzunehmen, lohnt es sich, den Wein ganz bewusst zu trinken: Nehmen Sie einen kleinen Schluck, lassen Sie den Wein im Mund kreisen, atmen Sie leicht durch den Mund ein und schlucken Sie dann erst. Schließen Sie für einen kurzen Moment die Augen und konzentrieren Sie sich auf den Geschmack, der jetzt im Mundraum verweilt. Welche Aromen nehmen Sie wahr? Ist es fruchtig, würzig, nussig oder floral? Wie intensiv ist das Nachklingen? Notieren Sie sich Ihre Eindrücke, wenn Sie möchten. So entwickeln Sie nach und nach ein feines Gespür für die Vielfalt des Abgangs und dessen unterschiedliche Ausprägungen.

Wo kann man den richtigen Wein finden?

Heutzutage ist der Kauf von Wein über das Internet eine bequeme und einfache Möglichkeit, die Vielfalt der Weinwelt zu entdecken. In Online-Shops haben Sie meist eine große Auswahl an Rotwein, Weißwein, Champagner und vielen anderen Schaumweinen. Die Beschreibungen bieten oftmals ausführliche Informationen zu Geschmack, Duft und Abgang. Sie können in Ruhe stöbern, Preise vergleichen und sich an den Bewertungen anderer Kunden orientieren.

Ein seriöser Online-Händler gibt zudem Auskunft über Anbaugebiet, Rebsorte und besondere Herstellungsverfahren. So lässt sich gezielt nach dem Wunschprofil suchen: Ein langer, komplexer Abgang für besondere Anlässe? Oder lieber ein kurzer, fruchtiger Nachklang für den Feierabend? Indem Sie genau hinschauen und sich beraten lassen, erhöhen Sie die Chancen, einen Wein zu finden, der Ihren Geschmacksvorlieben entspricht.

Fazit: Der Abgang – das i-Tüpfelchen auf dem Weingenuss

Ganz gleich, ob Sie einen geschmeidigen Rotwein, einen spritzigen Weißwein oder einen eleganten Champagner genießen: Der Abgang ist das i-Tüpfelchen, das den Eindruck eines Weines vervollständigt. Ein harmonischer, gut strukturierter Nachhall vermittelt ein Gefühl von Wertigkeit und Genuss, während ein zu kurzer oder unangenehmer Abgang das Weinvergnügen mindern kann.

Doch am Ende bleibt Wein immer eine Frage des persönlichen Geschmacks. Was der eine als perfekt empfindet, mag dem anderen zu dominant oder zu knapp sein. Dank der Fülle an Angeboten lässt sich jedoch für jede Vorliebe der passende Tropfen finden. Wer sich Zeit nimmt, bewusst verkostet und den Abgang als Teil des Wein-Erlebnisses begreift, wird schnell feststellen, wie vielschichtig und faszinierend diese Welt sein kann. Also: Genießen Sie jeden Schluck und achten Sie besonders auf das Finale im Mund – kurz, lang oder kaum da? Finden Sie heraus, was zu Ihnen passt und freuen Sie sich auf immer neue Entdeckungen, die Ihren Weinhorizont erweitern!

 

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